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Von Hamburg nach Seoul
Mentor:innenschulung stärkt Koreas Waldorfschulen
In Korea existieren insgesamt 14 Waldorfschulen, wobei die Cheonggye Free Waldorf School als älteste bereits seit 22 Jahren besteht. Die Entwicklung der einzelnen Schulen variiert je nach Standort.
Grundsätzlich sind die Waldorfschulen in Korea ausschließlich von Eltern finanziert. Es gibt keine staatlichen Zuschüsse, allerdings macht der Staat auch keine weiteren Auflagen.
Die 14 Schulen streben eine offizielle Anerkennung ihres Bundes der Waldorfschulen (KOREA ASSOCIATION WALDORF SCHOOLS – KAWS) durch den Haager Kreis (International Council for Steiner Waldorf Education) an. Ziel ist, einerseits die Aufnahme neuer Waldorfschulen in ihren Bund selbst verantworten zu können und andrerseits den Blick auf die qualitative Arbeit an der Waldorfpädagogik zu schärfen.
Der Vorstand des koreanischen Waldorfverbandes hat eine Gruppe engagierter Pädagog:innen damit beauftragt, das Thema der Mentorierung mit höchster Priorität zu behandeln.
Junge, unerfahrene Waldorfkolleg:innen sollen in ihrer Tätigkeit effektiv und sofort begleitet werden. Damit wird aktiv an der Qualität des Unterrichtes an den Schulen gearbeitet. Durch die Zusammenarbeit dieser Initiativgruppe mit Nana Göbel von den Freunden der Erziehungskunst Rudolf Steiners wurden wir, Jürgen Lohmann und Uwe Dombrowski vom Institut Bildungsforschung und Schule (IBS), beauftragt, eine Mentorenschulung in der Anyang Free Waldorf School / Seoul durchzuführen.
Vom 6. bis 10. Mai 2024 kamen 14 erfahrene Lehrkräfte aus neun Waldorfschulen zusammen, um den ersten Teil der Mentor:innenausbildung zu absolvieren.
Am Vormittag wurden verschiedene Aspekte wie Unterrichtsaufbau, methodisch-didaktische Ansätze, Lehrer-Schüler-Verhältnis und Lehrerpersönlichkeit im Unterricht genauer betrachtet. Neben der Arbeit an diesen Beobachtungsfeldern stand die Sensibilisierung der zukünftigen Mentor:innen für ihre eigenen individuellen Lernbereiche im Mittelpunkt. Ergänzend gab es inhaltliche Inputs und individuelle Arbeiten zu den Themen sowie den Austausch in kleinen Gruppen.
In der zweiten Schulungswoche vom 1. bis 5. Juli 2024 wurde die konkrete Mentorierungsarbeit in den Klassen 2, 4, 7 und 10 praktiziert und vertieft. Nach der erfolgten Hospitation und Mentorierung durch die Teilnehmer:innen wurde in der Hospitationsgruppe das konkrete Nachgespräch supervidiert. Die erarbeiteten Gesichtspunkte wurden angewendet und kritisch beleuchtet.
Die große Offenheit der Teilnehmenden, ihre Zugewandtheit zueinander und die Freude am Miteinander haben die gemeinsame Arbeit geprägt. Auch wenn sich die Teilnehmenden aus anderen Arbeitszusammenhängen bereits kannten, kam es zu intensiven und persönlichen Begegnungen und Erfahrungen.
Fazit:
Hier ist eine Gemeinschaft zusammengewachsen. Das haben alle Teilnehmenden beim abschließenden Rückblick hervorgehoben. Im Ausblick auf die nächsten Monate sollen konkrete Erfahrungen im Mentorieren an den jeweilig eigenen Schulen gemacht werden, über die man sich gemeinsam in einem verabredeten ZOOM-Format austauschen will. Im Rückblick wurde zudem der Wunsch formuliert, eine vertiefende, dritte Schulungswoche mit dem IBS stattfinden zu lassen.
Der beim Rückblick anwesende Vorstandsvorsitzende des Korea Association of Waldorf Schools, Herr Kim, sprach sich für ein erneutes Angebot einer Mentor:innenschulung für weitere zukünftige Mentor:innen aus.
Jürgen Lohmann und Uwe Dombrowski
06. Juli 2024