
Masterarbeit

Elternabend gab den Anstoß
Wieviel Waldorf steckt noch in der Oberstufe? Mit dieser Frage hat sich Monika Zöllner im Rahmen ihrer Masterarbeit „Die Einführung der gymnasialen Oberstufe an Hamburger Waldorfschulen und die Umsetzung im Unterricht“ beschäftigt und berichtet über Beweg- und Hintergründe.
“Der Auslöser für meine Masterarbeit war ein Elternabend, auf dem der Ablauf der Vorbereitungsklasse zum Abitur vorgestellt wurde. Der vortragende Lehrer nahm kein Blatt vor den Mund. Die Vorbereitungsklasse zum 13. Schuljahr sei eine harte Zeit mit zunehmendem Leistungs- und Zeitdruck. Atempausen wären nicht vorgesehen, ständige Übungsklausuren würden die Schülerinnen und Schüler die kommenden Monate begleiten, sie müssten sich gut vorbereiten.
Ich wurde nachdenklich. Das Abitur gehört heute fast schon zum guten Ton. Selbst in Berufen, in denen traditionell die Mittlere Reife ausreichte, wird zunehmend die Hochschulreife verlangt. Über Sinn und Unsinn dieser Entwicklung mag man diskutieren, unstrittig ist, dass in Hamburg 2017 rund 58 Prozent der Schulabgänger die Reifeprüfung bestanden – ein fast inflationärer Umgang mit diesem Schulabschluss. Warum sollen es Waldorfschüler unter den aktuellen Abiturbedingungen besonders schwer haben?
Ich begann zu recherchieren und stellte fest, dass bis auf eine Ausnahme die Hamburger Waldorfschulen seit gut zehn Jahren die gymnasiale Oberstufe zum Abitur anbieten. Die Einführung war ein langer und steiniger Prozess. Ich beschloss, das Thema zum Gegenstand meiner Masterarbeit zu machen und mich mit den Hintergründen und dem Prozess der Einführung eingehender zu beschäftigen. Mein besonderes Augenmerk lag dabei auf der Bedeutung der 12. Klasse und auf dem Anspruch der Individualität der Waldorfpädagogik.
Dabei ging es darum, aufzuzeigen, welche Auswirkungen die Umstellung des Prozesses auf wichtige Inhalte der Waldorfpädagogik hat.
Die Leitfrage meiner Forschungsarbeit lautete daher: Wieviel Waldorf steckt noch in der gymnasialen Oberstufe? Dabei ging es darum, aufzuzeigen, welche Auswirkungen die Umstellung des Prozesses auf wichtige Inhalte der Waldorfpädagogik hat und wie es gelingt, essentielle waldorfpädagogische Aspekte in der 12. und 13. Klasse zu erhalten.
Im Rahmen der Arbeit habe ich ausführlich mit Menschen gesprochen, die nicht nur Prozessbeteiligte waren, sondern auch heute noch aktiv in der Waldorfschule tätig sind. Sie alle haben mir in unterschiedlicher Intensität bestätigt, dass es gelungen ist, Waldorfpädagogik auch in der Studienstufe aktiv zu leben. Wichtige „Waldorf-Fächer“, wie zum Beispiel Eurythmie, konnten erhalten und sogar in Abiturleistungen eingebracht werden. Zudem lässt sich als Ergebnis festhalten, dass der gewählte Weg der Hamburger Waldorfschulen mehr Schülerinnen und Schülern den höchsten schulischen Bildungsabschluss ermöglicht und dies mit besseren Noten.”
