
Neue Geschäftsführung

„Dass Dinge in Bewegung sind, finde ich spannend.“
Ariana Ebel ist neue Geschäftsführerin am Seminar und tritt damit die Nachfolge von Anja Sommerfeld an. Die Organisationssoziologin bringt neben betriebswirtschaftlichem Wissen einen besonderen Interessenschwerpunkt mit. Porträt einer 35-jährigen, die nicht nur mit Zahlen gut kann.
Die Tür zu ihrem Büro in der Hufnerstrasse steht immer offen. Ariana Ebel möchte ansprechbar sein, für das Team in der Verwaltung, für Pädagoginnen und Pädagogen. Und sie möchte am Seminargeschehen teilnehmen. „Dass Dinge in Bewegung sind, finde ich spannend.
Ich möchte nicht nur verwalten, sondern auch dazu beitragen, dass sich Dinge entwickeln können.“
Ihre neue Aufgabe bezeichnet Ariana Ebel als glückliche Fügung. Nach der Geburt ihrer Tochter vor zwei Jahren war sie gar nicht auf der Suche nach neuen Aufgaben, sondern noch mit der Masterarbeit über Entscheidungsstrukturen an Waldorfschulen beschäftigt. Doch die Möglichkeit, am Seminar zu arbeiten, hat sie gereizt. „Ich sehe die Ausbildung der Pädagogen und Pädagoginnen als einen Schlüsselfaktor für die Zukunftsfähigkeit der Waldorfbewegung.“
Offenheit hat Ariana Ebel, Jahrgang 1986, nicht zuletzt durch ihre Auslandsaufenthalte entwickelt. Als Schülerin auf Vancouver Island, als Au Pair auf Korsika, als Studentin in Tel Aviv. Entdeckungsfreude zeigt sie auch in ihrer neuen und zugleich alten Wahlheimat Hamburg. Seit zwei Jahren lebt sie wieder hier und genießt das Stadtleben. „Ich liebe es, alle Wege mit dem Fahrrad machen zu können. Und mit den neuen Bedürfnissen einer jungen Familie fällt mir erst auf, wie abwechslungsreich und ansprechend die Spielplätze gestaltet sind.“
Auch die Arbeitsatmosphäre am Seminar beschreibt die 35-jährige als modern und familienfreundlich. Beruf und Familie unter einen Hut zu bekommen, das sei eine Herausforderung, bei der sie sich vom Kollegium gut unterstützt fühle. Flexibilität beobachtet sie dabei nicht nur im Umgang mit Mitarbeitenden, sondern auch mit Studierenden. „Das gehört hier auch deshalb zum Alltag, weil die Biographien und Lebensumstände der angehenden Pädagogen und Pädagoginnen sehr unterschiedlich sind.“
Aufgewachsen ist Ariana Ebel in einer Großfamilie auf dem Land, ein Stück die Elbe aufwärts. Das fließende Wasser – ein Symbol für die Beweglichkeit; die Großfamilie – der Anker, der für Stabilität sorgt, ihr aber auch Beharrlichkeit und Durchsetzungsvermögen mitgegeben hat. Eigenschaften, die der Waldorfschülerin nach dem Abitur auch in der Ausbildung zur Konditorin geholfen haben. Und das Interesse für Zahlen? Sie habe früh gemerkt, dass es nicht reiche, ein Handwerk zu beherrschen.
Man kann noch so gut Brötchen backen, wenn man nicht rechnen kann, reicht es einfach nicht.
Ariane Ebel entschied sich deshalb, das Backen gegen Büffeln einzutauschen. Die besondere Ausrichtung ihres Studiengangs „Wirtschaft neu denken“ an der Alanus Hochschule sieht sie als gute Basis für anthroposophische Kontexte. Es ginge ja nicht darum, mit Zahlen „Totschlag-Argumente herauszuarbeiten“, sondern mit ihnen Ziele und Wünsche für die Organisation zu verwirklichen.
Wenn Ariana Ebel im Gespräch nach Antworten sucht, entstehen auch mal Pausen. Dann überlegt sie, wägt ab, nimmt sich Zeit – ein bisschen wie beim Backen… dem übrigens nach wie vor ihre Leidenschaft gilt. „Ich koche und esse gerne. Da ist mir ein hoher Qualitätsstandard bei den Zutaten und in der Zubereitung wichtig.“ Diesen Wünschen werde man nicht mal eben schnell beim nächsten Discounter gerecht, sagt sie und zögert kurz. Das klinge wohl nicht so sympathisch. In solchen Momenten merkt man Ariana Ebel den soziologisch geschulten Blick an. Sie hat gelernt, eine eher beobachtende Perspektive einzunehmen und nach den Zusammenhängen zu fragen. Was sind die Hintergründe für eine Entscheidung – welche Folgen haben Sie? Es gebe nicht die eine ideale Organisationsstruktur. “Man muss schauen, was zur jeweiligen Organisation passt und mit welchen Konsequenzen umgegangen werden kann.”
Gibt es Projekte, Themen, die sie mitbringt? Nein, so sehe sie ihre Rolle nicht. Die Initiative ginge von den Pädagoginnen und Pädagogen aus, betont Ebel.
Ich bin eher so, dass ich alle Impulse, die aus dem Kollegium kommen, ermöglichen will und dann gucken wir mal, was von den Zahlen her geht.
Konkret wird Ariana Ebel dagegen beim Thema Lehrermangel. Um den wachsenden Bedarf zu decken, müsse in den kommenden Jahren die Studierendenzahl am Seminar wachsen. Dafür wünscht sie sich eine enge Kooperation des Seminars mit den Schulen, um angehenden Lehrern und Lehrerinnen eine qualifizierte gute Ausbildung und einen optimalen Berufseinstieg zu ermöglichen.
Spätestens jetzt wird deutlich, dass Ariana Ebel nicht nur gut mit Zahlen kann. Mit ihren Ideen und Fragen bereichert sie Konferenzen und Arbeitsgruppen. Und verbindet sich mit den großen Projekten des Seminars: Vernetzung der Bildungslandschaft, Aufbau eines Forschungsstandorts, Ausbau der inklusiven Pädagogik – Ariana Ebel ist dabei.