
Ausbau des pädagogischen Ausbildungsangebots
Frischer Wind im Jubiläumsjahr: Der Einzug der im September 2018 eröffneten Waldorf Berufsfachschule in die neuen Räume der Hufnerstraße 20 bildet den Auftakt zur Erweiterung des waldorfpädagogischen Aus- und Fortbildungsangebots am Standort Barmbek-Süd. Über die Gründungsinitiative und erste Erfahrungen berichtet Ralf Giese, Leiter der Berufsfachschule:
Im vergangenen Sommer konnte die “Waldorf Berufsfachschule” https://www.wbfs-hamburg.de/ ihre Pforten öffnen. Sie bietet den Ausbildungsgang zum*r sozialpädagogischen Assistenten*in an. Der Grundstein zur Umsetzung einer Ausbildungsinitiative aus den drei Kernbereichen anthroposophischer sozialer Arbeit in Hamburg ist damit gelegt. In der Initiative arbeiten Hamburger Waldorfschulen, Kindergärten und die Region Nord von Anthropoi Bundesverband zusammen.
Anliegen der Waldorfschulen ist es, Schülern die nicht nach der elften Klasse in die Studienstufe versetzt werden können, eine neue Perspektive zu bieten. Es sollte ein neues Angebot entwickelt werden, das ihnen die Möglichkeit offenhält, auf einem anderen Weg die Fachhochschulreife zu erwerben. Die Waldorfkindergärten wiederum haben das dringende Interesse, Fachkräfte zu gewinnen, die eine Ausbildung im anthroposophischen Kontext durchlaufen haben, um dem anstehenden Generationswechsel im elementarpädagogischen Bereich zu begegnen. Einen wachsenden Bedarf an Fachkräften für den norddeutschen Raum sehen auch die Bildungsvertreter von Anthropoi Bundesverband. Die Stärkung des Ausbildungsimpulses für Norddeutschland, um Schülern weite Fahrten in den süddeutschen Raum zu ersparen, ergänzten die Motivation, an dem Projekt federführend mitzuwirken.

Die derzeitige Hamburger Schulgesetzgebung ermöglicht Synergien bei der Umsetzung von verschiedenen Ausbildungsangeboten, die zwar eigenständig sind, aber deutliche Überschneidungen in der Grundlagenarbeit aufweisen. Es galt daher, die unterschiedlichen Entwicklungskulturen der einzelnen anthroposophisch orientierten sozialen Arbeitsfelder in der Initiative wahrzunehmen und zu verbinden. Durch das fruchtbare Miteinander ist es nun gelungen, übergreifend etwas Neues zu schaffen.
Auch in Bezug auf die Unterrichtsgestaltung wurden Synergien im Schulkonzept bewusst angelegt und genutzt. Gleichzeitig bieten diese Synergien jungen Menschen die Möglichkeit, bereits auf der Ausbildungsebene die Bedeutung von Vernetzung und interdisziplinärer Zusammenarbeit zu erfahren. Es erweitert den Blick über die eigene sich bildende berufliche Profession hinaus, wenn Unterrichte gemeinsam wahrgenommen werden.
Mit der feierlichen Eröffnung im August 2018 trägt die Zusammenarbeit nun Früchte. Der erste Ausbildungsgang startete mit einem Kurs von acht Schülerinnen und Schülern in der Waldorfschule in Hamburg Bergstedt. Anfang Februar konnte die Schule in die neuen Räumlichkeiten in direkter Nachbarschaft zum Hamburger Waldorflehrerseminar umziehen.

Kernanliegen der Waldorf Berufsfachschule ist, das selbstorganisierte Lernen methodisch konsequent anzuwenden und umzusetzen. Es ist ein spannender Prozess, der auch das berufliche Selbstverständnis von Lehrern und Dozenten verändert. Wer junge Menschen dazu ermutigt, ihre eigene Lernbiographie zu entdecken und zu gestalten, entwickelt sich zum interessierten Lernbegleiter. Die ersten Wochen zeigen, wie herausfordernd, aber auch inspirierend dieser Weg zu einem dialogischen Miteinander und zu einer Lerngemeinschaft ist. Von den Berufsfachschülern wird dieses Konzept dankbar aufgenommen, mit allen Hürden und Hindernissen, die gemeistert werden müssen.
Mit tatkräftiger Freude entwickeln wir dieses Projekt gemeinsam weiter. Denn für alle Beteiligten ist mit der Begründung der Waldorf Berufsfachschule deutlich geworden, dass dies nur der erste Schritt für die Etablierung eines anthroposophischen Bildungszentrums für den sozialen Bereich in Hamburg bedeuten kann. Auf der Ebene von Fachschulausbildungen soll in Zukunft ein möglichst breites Spektrum abgebildet werden. Geplant sind weitere Ausbildungsgänge, Die nächsten Schritte in diese Richtung sind für das Jahr 2020 geplant.
Ralf Giese